Liebe & Beziehung

Mommy Issues: Beziehungsprobleme durch Mutterkomplex?

Häufig tauchen im Zusammenhang mit Beziehungsproblemen die Begriffe „Daddy Issues“ oder „Mommy Issues“, die für Konflikte mit männlichen oder weiblichen Autoritätspersonen stehen, auch bekannt als Vater- oder Mutterkomplex. Was versteht man darunter und was kennzeichnet solche Beziehungen?

Woher kommt der Begriff „Mommy Issues“?

Der Begriff kommt aus der Psychologie, genau genommen der Psychoanalyse, die von dem Arzt und Neurologen Sigmund Freud als Behandlungsverfahren entwickelt und geprägt wurde. Ein zentraler Begriff in der Psychoanalyse ist der „Ödipuskomplex“, mit dem Freud eine kindliche Entwicklungsphase beschreibt, in der ein Kind ins Unterbewusstsein verlagerte sexuelle Gefühle für den gegengeschlechtlichen Elternteil empfindet und Rivalitäts- und Eifersuchtsgefühle für den gleichgeschlechtlichen.

Aus dieser Thematik leiten sich auch die Begriffe „Mommy Issues“ (Mutterkomplex) und „Daddy Issues“ (Vaterkomplex) her. „Mommy Issues“ stehen dabei für eine konfliktbehaftete Beziehung zur Mutter, die Probleme mit Frauen und weiblichen Autoritätspersonen zur Folge haben kann. Je nachdem, ob die Bindung zur Mutter von Überfürsorge oder emotionaler Vernachlässigung geprägt war, kann sich daraus später in Beziehungen eine übermäßige Abhängigkeit und Neigung zum Klammern entwickeln oder das Gegenteil, ein Vermeiden von Nähe und Rückzug aus Beziehungen aus Unsicherheit und mangelndem Vertrauen.

mutter und sohn
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Woran erkennt man einen Mutterkomplex?

Wenn ein Mann übermäßig misstrauisch ist und sich schwertut, sich emotional zu öffnen und seine Partnerin an seiner Gefühlswelt teilhaben zu lassen, könnte das auf einen Mutterkomplex hindeuten. Er hat ein übermäßiges Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung, während er kaum etwas von sich preisgibt? Vielleicht hat er als Kind zu wenig Aufmerksamkeit und Bestätigung erfahren hat und sucht sie jetzt ersatzweise bei seinen Partnerinnen.

Wenn sich eine engere Beziehung anbahnt, bekommen Männer mit „Mommy Issues“ schnell kalte Füße und neigen zur Flucht in den Rückzug, weil enge Bindungen ihnen aufgrund ihrer Erfahrungen ein unbehagliches Gefühl verursachen. Es gibt immer wieder Probleme zwischen Mutter und Sohn, in Gegenwart seiner Mutter geht er wie auf Eiern oder idealisiert sie übermäßig. Das Beuteschema des Mannes sind vorwiegend Frauen, die optisch oder vom Verhalten her seiner Mutter ähnlich sind.

Typische Beispiele von Männern mit Mommy Issues

Die allgegenwärtige Mutter

Bei diesem Typ Mann spielt seine Mama die Hauptrolle in seinem Leben und die Partnerin die zweite Geige. Der Kontakt zur Mutter ist auch im Erwachsenenalter noch übermäßig eng, es findet beinahe täglich irgendeine Form von Kontakt statt, so dass die Partnerin das Gefühl bekommt, dass seine Mama übermäßig präsent und allgegenwärtig ist. Sie ist der Maßstab für jede Partnerin, weiß, was für ihren Sohn am besten ist und natürlich kocht auch keine so gut wie sie.

Der misstrauische Kontrolleur

Dieser Mann hat meistens schlechte Erfahrungen mit seiner Mutter gemacht und daraus ein tiefsitzendes Misstrauen Frauen gegenüber entwickelt. Das in Bezug auf seine Mutter berechtigte Misstrauen überträgt er später auf seine Partnerinnen, die er übermäßig kontrolliert und mit seinem Misstrauen traktiert. Das kann so weit gehen, dass er sie betrügt aus Rache für ihre vermeintliche Illoyalität, die aber nur in seinem Kopfkino existiert, um sich zu beweisen, dass alle Frauen schlecht sind.

paar streitet sich
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Die „Raupe Nimmersatt“

Dieser Typ Mann ist ein wahrer Energievampir. Er war der Nabel der Welt für seine Mutter, die in aufopfernder Liebe alles für ihn getan hat, ohne etwas zu fordern, wofür er nicht etwa dankbar ist, sondern eine Anspruchshaltung auf eine bevorzugte Behandlung entwickelt hat, ohne dafür einen Finger krumm zu machen. Wenn seine Partnerin sich nicht wunschgemäß verhält, wertet er sie ab. Eine Beziehung mit einem solchen Mann ist nicht auf Augenhöhe, sondern ein ständiges einseitiges Buhlen um seine Aufmerksamkeit.

Mögliche Ursachen und daraus resultierende Beziehungsprobleme

Psychologen sehen zwei mögliche Ursachen dafür, dass ein Mann einen Mutterkomplex entwickelt. Manche Männer wurden als Kinder mit Aufmerksamkeit überschüttet und verwöhnt und übertragen diese Anspruchshaltung auf ihre spätere Partnerinnen, wollen permanent im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stehen, was keine Partnerin auf Dauer leisten kann und problematisch für eine Beziehung in Augenhöhe ist.

Der Gegenpart dazu sind Männer, die in der Kindheit einen Mangel an Liebe und Aufmerksamkeit erfahren haben, emotional vernachlässigt wurden oder ohne eine reale Mutterfigur aufgewachsen sind. Sie haben daraus eine unstillbare Sehnsucht nach bedingungsloser mütterlicher Liebe und Bestätigung entwickelt, die sie auf künftige Partnerinnen projizieren. Bei gleichzeitiger Angst vor Nähe aufgrund negativer Beziehungserfahrungen kann das in solchen Konstellationen zu typischen On-/Off-Beziehungen mit der Dynamik „Komm her, geh weg“ führen, die beide Partner langfristig unglücklich machen oder die Partnerin wirft nach endloser Gefühlsachterbahn ausgelaugt das Handtuch.

Beim Mann mit Anspruchshaltung zu bevorzugter Behandlung wird die Partnerin auf die Funktion einer Erfüllungsgehilfin für seine Ansprüche reduziert, weil sie ständig den Fokus ihrer Aufmerksamkeit auf ihn richten muss, um seinen überzogenen Erwartungen gerecht zu werden. Das schaffen in der Regel nur Frauen vom Typ „Retterin“ mit einem Hang zu coabhängigem Verhalten, die bereitwillig ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zugunsten des Partners zurückstellen.