Fiebergefühl aber Untertemperatur: Ursachen und Behandlung
Mitunter kommt es zu einem deutlichen Fiebergefühl, bei dem die Messung jedoch eine Untertemperatur anzeigt. Dies stellt zunächst ein Paradoxon dar und ist sowohl für Betroffene als auch für Fachleute aus dem medizinischen Bereich nicht immer schlüssig.
In subjektiver Hinsicht zeigen sich typische Symptome eines höheren Fiebers, darunter ein Wechsel von Hitze und Schüttelfrost sowie gelegentlich unangenehme Gliederschmerzen. Die Körpertemperatur bewegt sich dabei jedoch oftmals leicht unterhalb des üblichen Normbereichs. Hier gilt es, eine differenzierte Betrachtung vorzunehmen, bevor eine Therapie eingeleitet wird. Die möglichen Ursachen reichen von psychischen Belastungen, über Infektionen bis hin zu chronischen Erkrankungen.
Die Hintergründe eines subjektiven Fiebergefühls
Ein Fiebergefühl, das wahrgenommen, aber durch den Messwert nicht abgebildet wird, basiert zunächst auf einem subjektiven Erleben. Das bedeutet jedoch nicht, dass Betroffene sich dieses Gefühl nur einbilden. Vielmehr gibt es verschiedene im zentralen Nervensystem verankerte physiologische Mechanismen, die eine solche Wahrnehmung erklären können.
Der Hypothalamus im Gehirn ist zuständig für die Regulierung der Temperatur. Besteht hier ein Ungleichgewicht im Sinne einer Dysregulation, kann eine Temperaturwahrnehmung erzeugt werden, die faktisch nicht gegeben ist. Hierfür kommen sehr unterschiedliche Ursachen infrage, die eine entsprechende Fehlfunktion hervorrufen können. Stress zählt häufig dazu, aber auch Schlafmangel oder hormonelle Schwankungen.
Ein Fiebergefühl geht nicht zwangsläufig auf eine erhöhte Temperatur zurück. Im Fall von fehlerhaften Regulierungen können völlig normale und reguläre thermische Reize als fieberhaft wahrgenommen werden, obwohl faktisch sogar eine Untertemperatur besteht, die der eigenen Wahrnehmung widerspricht. Es sind komplexe neurologische Prozesse, die für dieses Erleben verantwortlich sind.

Fiebergefühl bei Untertemperatur? Die wichtigsten Auslösefaktoren
Es gibt mehrere Optionen, die mit einem subjektiven Fiebergefühl zusammenhängen. Sie haben unterschiedliche Hintergründe, die jedoch zu einer vergleichbaren Wahrnehmung führen.
Infektionen und entzündliche Prozesse
Infektionen im Körper zählen zu den besonders häufigen Gründen für ein Fiebergefühl ohne tatsächlich erhöhte Körpertemperatur. Dies ist besonders während der Anfangsphase einer Virusinfektion der Fall. Viele Menschen, die eine stärkere Erkältung oder eine Grippe haben, kennen starke Symptome, wie etwa Schüttelfrost oder Gliederschmerzen. Zu diesem Zeitpunkt besteht häufig noch keine erhöhte Körpertemperatur, das eigene Gefühl stimmt damit jedoch nicht überein, weil sich der Körper oftmals heiß anfühlt, ohne es zu sein.
Entzündliche Prozesse, die im Körper stattfinden, können ein Fiebergefühl verursachen. Typische Beispiele hierfür sind Harnwegsinfekte oder die vielfältigen chronisch-entzündlichen Prozesse, die mit einer Autoimmunerkrankung einhergehen. Sie sind oftmals mit einem intensiven Fiebergefühl verbunden, obwohl die Temperatur nicht ansteigt.
Hormone, Langzeitmedikamente, Alkohol und Drogen
Die Temperaturwahrnehmung wird von hormonellen Veränderungen, die im Körper stattfinden, beeinflusst. Viele Frauen kennen ein Fiebergefühl bei Untertemperatur während einer besonders starken und mit Schmerzen verbundenen Menstruation. Auch in den Wechseljahren sind die sogenannten Hitzewallungen typische Vertreter eines solchen Phänomens. Zudem kann eine Funktionsstörung der Schilddrüse mit einem fiebrigen Gefühl verbunden sein.
Die regelmäßige Einnahme von bestimmten Medikamenten führt ebenso zu einem gelegentlichen Fiebergefühl bei gleichzeitiger Untertemperatur. So sind manche Antidepressiva dafür bekannt, das Temperaturempfinden zu verändern. Auch Betablocker modulieren das subjektive Wärmeempfinden, indem sie die Hautdurchblutung verändern. Drogen und Alkohol können ebenfalls das Temperaturerleben beeinflussen. So ist der umfangreiche Genuss von Alkohol mit einer Erweiterung der Blutgefäße verbunden. Dies führt bei manchen Menschen zu einem leicht fieberhaften Gefühl, obwohl sich die Körpertemperatur nicht erhöht.

Einfluss der Psyche
Psychische Faktoren stehen häufig im Zusammenhang mit einem veränderten Temperaturempfinden beziehungsweise einem konkreten Fiebergefühl. Das gilt besonders für akute Angstzustände und chronischen Stress. Das vegetative Nervensystem wird davon stark beeinflusst, Stresshormone, vor allem Cortisol und Adrenalin, werden ausgeschüttet und verursachen ein Fiebergefühl. Auch Menschen, die von Depressionen, Angststörungen oder grundlegenden psychischen Belastungen betroffen sind, berichten oftmals über ein Fiebergefühl, obwohl nachweislich eine Untertemperatur gemessen wird.
Diagnostische Ansätze
Menschen, die regelmäßig ein Fiebergefühl ohne tatsächliche körperliche Entsprechung haben, sollten dies ärztlich abklären lassen. Hier ist zunächst eine ausführliche Anamnese wichtig. Der Arzt möchte damit den Zusammenhang zwischen auslösenden Faktoren, eventuellen Risikofaktoren und der persönlichen Krankengeschichte verstehen. Ebenso wird in der Regel eine körperliche Untersuchung vorgenommen. Besteht während der Untersuchung ein Fiebergefühl, erfolgen Kontrolltemperaturmessungen an unterschiedlichen Körperstellen. Dies ist hilfreich, um eventuelle Messfehler ausschließen zu können.
Je nach Bedarf sind Blutuntersuchungen und dabei vor allem die Erhebung von Entzündungsparametern Bestandteil der Diagnostik. So lassen sich mögliche Infektionen schnell identifizieren. Gleiches gilt für den Hormonspiegel, der ebenfalls das Fiebergefühl verursachen kann. Im Ernstfall können auch bildgebende Verfahren herangezogen werden, darunter CT oder MRT. Sie ermöglichen eine genauere neurologische Abklärung. Sollten psychische Faktoren ursächlich für das Fiebergefühl bei Untertemperatur verantwortlich sein, ist eine psychologische Beratung hilfreich.
Wenn man sich trotz Untertemperatur fiebrig fühlt: Therapeutische Möglichkeiten
Die Behandlung eines Fiebergefühls bei Untertemperatur richtet sich primär nach der jeweiligen zugrunde liegenden Ursache. Sollten Langzeitmedikamente der Auslöser sein, kann der behandelnde Arzt gegebenenfalls versuchen, die Medikation zu verändern oder anzupassen, um das Körpergefühl zu verbessern. Bei hormonellen Veränderungen im Körper hilft mitunter eine unterstützende medikamentöse Therapie. Im Fokus steht dabei immer die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens.

Bei einem psychischen Auslöser oder einer Belastung durch einen hohen Stresslevel im Alltag sind Entspannungsverfahren oder eine psychotherapeutische Unterstützung eine Option.
Sollten neurologische Ursachen ausschlaggebend sein, ist die therapeutische Intervention meist symptomatisch, möglicherweise ergänzt durch rehabilitative Maßnahmen. Hilfreich ist in jedem Fall eine detaillierte Beratung und Aufklärung, um bei Betroffenen bestehende Unsicherheiten und Ängste zu verringern. Jede Behandlung sollte sowohl psychische als auch physische Faktoren berücksichtigen, damit die Symptomverbesserung umfangreich und vor allem nachhaltig ist.
Präventive Maßnahmen
Das Fiebergefühl bei Untertemperatur wird im besten Fall interdisziplinär betreut. Wenn die Ursache konkret erfasst ist, kann festgelegt werden, welche Möglichkeiten es gibt, um einem subjektiven Fiebersyndrom am besten vorzubeugen. Als besonders wirksam erwiesen hat sich eine gesunde Lebensweise und ein Stressmanagement, das Druck aus dem Alltag nimmt. Regelmäßige medizinische Kontrolluntersuchungen sind ebenfalls angeraten, um eventuell bestehende Risiken im Blick zu behalten und frühzeitig entgegenzuwirken.
Sollten Krankheiten die Ursache für das Fiebergefühl sein, ist auch hier eine regelmäßige fachliche Begutachtung sinnvoll. Bei einer Verschlechterung oder zusätzlichen Beschwerden ist das Einholen eines medizinischen Rats im Sinne einer funktionierenden Prävention ein wichtiger Baustein. Je ganzheitlicher der Ansatz im Umgang mit dem Fiebergefühl ist, desto mehr lässt sich die Lebensqualität Betroffener verbessern.