Warum ist Bengay-Salbe in Deutschland verboten?
Schmerzmittel gehören auch in Deutschland zu den am meisten verkauften Medikamenten. Ob Kopfschmerztablette oder Schmerzsalbe: Auch zur Selbstmedikation werden unterschiedliche Mittel und Präparate angeboten. Ein global sehr weit verbreitetes Produkt wird in Deutschland allerdings nicht angeboten. Die Bengay-Salbe des amerikanischen Pharmakonzerns Kenvue wird hierzulande nicht verkauft und ist sogar verboten.
Im folgenden Beitrag haben wir für Sie die wichtigsten Informationen rund um Bengay und die Gründe des Verbots zusammengestellt.
Bitte beachten Sie: Dieser Artikel setzt sich sowohl mit medizinischen als auch rechtlichen Themen auseinander. Auch wenn wir uns bei der Recherche große Mühe gegeben haben, ist leider nie ganz auszuschließen, dass sich nicht doch kleinere Fehler in den Beitrag eingeschlichen haben. Er sollte daher weder als medizinische noch rechtliche Beratung aufgefasst werden. Nutzen Sie gegebenenfalls entsprechende Beratungsangebote!
Was ist Bengay-Salbe eigentlich genau?
Bengay ist ein betäubendes, sogenanntes Liniment, also eine zum Einreiben in die Haut gedachte Salbe. Das Wirkprinzip von Bengay beruht dabei auf der Induktion von Wärme in die behandelten Partien. Das Prinzip ähnelt also zum Beispiel dem des auch in Deutschland weit verbreiteten Tiger Balms, den viele zur Behandlung von Muskelzerrungen und Gelenkschmerzen einsetzen. Anders als Tiger Balm enthält Bengay allerdings stärkere Wirkstoffe, die die Anwendung in Eigenregie zum Risiko machen können. Das ist auch der Grund dafür, dass der Verkauf von Bengay in Deutschland nicht zulässig ist.

Warum ist Bengay-Salbe verboten?
Vor allem das in der Salbe enthaltene Methylsalicylat ist den deutschen Behörden ein Dorn im Auge. Die potenziell toxische Wirkung des Stoffs entfaltet sich beim Einreiben in die Haut zwar normalerweise nicht, auszuschließen sind kritische Nebenwirkungen dennoch nicht. So soll es in den USA in der Vergangenheit sogar schon zu Todesfällen durch übermäßige Nutzung von methylsalicylathaltigen Präparaten gekommen sein. Insbesondere setzen dort auch Sportlerinnen und Sportler auf Bengay und ähnliche Salben, um durch die Aktivität überstrapazierte Muskeln und Gelenke zu behandeln.
Welche Bestandteile hat die Salbe und welche davon gelten in Deutschland als kritisch?
Grundsätzlich muss bei Bengay-Salbe (genau wie bei vielen anderen Arzneien) zwischen aktiven und nicht aktiven Bestandteilen unterschieden werden. Als aktive Bestandteile gelten alle Wirkstoffe, die der Formulierung hinzugefügt werden, um die eigentlich gewünschte Wirkung zu erzielen. Nicht aktive Bestandteile sind Trägerstoffe, die lediglich dazu dienen, die eigentlichen Wirkstoffe zu transportieren. Typischerweise gehen Risiken und Nebenwirkungen dabei vor allem von den aktiven Wirkstoffen aus. Bei einigen Medikamenten kann es aber auch vorkommen, dass die nicht aktiven Stoffe zum Beispiel Allergien auslösen.
Folgende aktive Wirkstoffe enthält Bengay-Salbe:
- Kampfer: Kampfer (oder auch Campher) wird traditionell vor allem aus Rinde und Harz des Kampferbaums gewonnen. Inzwischen kann es aber auch synthetisch hergestellt werden. Kampfer wirkt durchblutungsfördernd und schleimlösend, kann in höheren Dosen aber zum Beispiel auch zu Übelkeit und Atemnot führen. In noch höherer Dosierung kann Kampfer auch psychoaktiv wirken und so zu Angstzuständen und Amnesie führen oder epileptische Anfälle begünstigen. Kampferöl kann in Deutschland als isoliertes Präparat erworben werden.
- Menthol: Menthol wird typischerweise aus Minzölen gewonnen und hat ebenfalls eine durchblutungsfördernde Wirkung. Es ist zum Beispiel der Wirkstoff in japanischem Heilöl, das in Drogerien und Apotheken verkauft wird.
- Methylsalicylat: Methylsalicylat ist der wohl am wenigsten bekannte Wirkstoff der Bengay-Salbe. Es handelt sich dabei um den Methylester der Salicylsäure. Traditionell wird es aus dem vor allem in Nordamerika vorkommenden Wintergrün gewonnen. Heute wird es typischerweise aber synthetisch hergestellt. Vordergründig dient es ebenfalls der Durchblutungsförderung durch Hautreizung. Zudem dringt es in die Haut ein und entfaltet dort eine systemische Analgese-Wirkung. Früher wurde Methylsalicylat teilweise auch in Mundwässern und Zahncremes eingesetzt. Da es bei oraler Aufnahme aber potenziell toxisch wirkt, sieht man auch in den USA und anderen Ländern von dieser Verwendung mittlerweile ab. Mit rund 30 % am Gesamtgewicht der Salbe ist Methylsalicylat der wichtigste aktive Wirkstoff von Bengay.

Die nicht aktiven Stoffe in Bengay-Salbe sind:
- Carbomer: ein gelbildendes Mittel
- Dinatrium-EDTA: dient der Verlangsamung von Oxidationsprozessen
- Glycerylstearat SE: dient als festigender Emulgator
- Lanolin: eine vor allem aus Wollwachs bestehende Masse
- Polysorbat 80: Stabilisator
- Kaliumhydroxid
- Stearinsäure
- Triethanolamin
- Wasser
Kann ich Bengay-Salbe trotz des Verbots nach Deutschland importieren?
Wer sich im Internet ein bisschen umschaut, findet schnell Anbieter, die den Verkauf von Bengay-Salbe auch nach Deutschland anbieten. Von der Nutzung solcher Angebote ist generell aber abzuraten. Wer wissentlich ein in Deutschland nicht zugelassenes Medikament ins Land einführt oder einführen lässt, muss mit kritischen Fragen vom Zoll rechnen.
Bestenfalls behält der Zoll die bestellten Medikamente dann ein und spricht lediglich eine Verwarnung aus, schlimmstenfalls können aber auch empfindliche Strafzahlungen angeordnet werden. Wer nicht zugelassene Cremes wie Bengay in kommerziellem Maßstab ins Land einführt, muss gegebenenfalls sogar mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. In jedem Fall ist es sinnvoller, stattdessen auf Alternativen mit ähnlicher Wirkung auszuweichen.
Welche Alternativen gibt es?
Grundsätzlich können insbesondere Kampfer- und Mentholöle in Deutschland auch einzeln erworben werden. Bei leichteren Beschwerden können das bereits sinnvolle Alternativen zur wesentlich potenteren Bengay-Salbe sein. Gerade zur Behandlung von Muskel- und Gelenkschmerzen nach sportlicher Betätigung kann es sinnvoll sein, auf solche sanften Mittel zurückzugreifen. Bei rheumatischen Erkrankungen sind diese Mittel aber nicht ausreichend.

Daneben gibt es aber natürlich auch eine breite Auswahl unterschiedlicher Schmerzsalben, die auch bei chronischen Schmerzen helfen. Speziell sogenannte NSAR-Salben erzielen laut Tests gute Ergebnisse. NSAR steht dabei für „nichtsteroidale Antirheumatika“. Sie enthalten Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac oder Piroxicam. In den letzten Jahren sind zudem Cremes und Gels populärer geworden, die Cayennepfeffer enthalten. Diese weiten die Blutgefäße und sorgen so für zusätzliche Wärmeentwicklung. Das hilft bei Rheuma, nicht aber bei Sportverletzungen oder Verstauchungen.
Fazit
Bengay-Salbe ist in Deutschland verboten. An der Frage, ob das Verbot sinnvoll ist oder nicht, scheiden sich die Geister. Denn auch wenn der Wirkstoff Methylsalicylat in der Tat gewisse Risiken mit sich bringt, spricht die massenhafte Anwendung der Salbe im Rest der Welt doch für sich. Glücklicherweise gibt es aber zahlreiche alternative Cremes und Präparate, die auch in Deutschland zugelassen sind. Der illegale Import von Bengay-Salbe ist also nicht erforderlich.