Magersucht hat nichts mit einer Ernährungs- und Lebensweise zu tun, die zu einer gesunden Gewichtsabnahme führt. »Anorexia nervosa« – so die medizinische Bezeichnung der Magersucht – ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die zu den schweren psychischen Störungen zählt. Die Betroffenen haben ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper.
Im Vordergrund steht dabei die Angst vor einer Gewichtszunahme. Magersüchtige essen extrem wenig und verweigern die Nahrungsaufnahme zum Teil fast vollständig. Dass sie oftmals bereits stark untergewichtig sind, bemerken sie nicht. Grund dafür ist ein verzerrtes Körperbild, das den Betroffenen die Gewissheit vermittelt, zu dick zu sein. Iris K. aus Österreich kennt diese Problematik und gibt hier in diesem Artikel einige wertvolle Tipps, warum ein Austausch von Betroffenen in Chats & Co. so wichtig ist.
Foren und Chats für Betroffene an Magersucht laut Iris K. aus Österreich sehr wichtig
Wer an Magersucht erkrankt ist, sollte sich keinesfalls isolieren. Es ist wichtig, sich mit jemandem über seine Probleme auszutauschen. Da es nicht jedem leicht fällt, sich Freunden oder Familie anzuvertrauen, kann es leichter sein, mit Personen zu kommunizieren, die ebenfalls unter einer Essstörung leiden. Im Internet findet man neben Online-Beratungen auch Foren und Chats für Menschen mit Essstörung. Das Gute daran: Beratungen über das Internet bieten ein Höchstmaß an Anonymität.
ᐅ Wer nach Hilfsangeboten sucht, findet auf der Website der Selbsthilfeorganisation ANAD (Anorexia Nervosa and Associated Disorders)nützliche Informationen zu Hilfsangeboten. Beratungen per Telefon und E-Mail sind möglich.
ᐅ Eine Liste sämtlicher Foren und Chats für Menschen mit Essstörungen lässt sich auf der Website der JOHANNITER abrufen.

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Reden hilft: Warum es gut ist, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen
Magersucht kann einsam machen. Wer sich missverstanden fühlt, neigt dazu, sich zu isolieren. Chats und/oder Gespräche mit Personen, die Ähnliches durchleben, zeigen dem Betroffenen, dass er (sie) nicht alleine ist. Es gibt Menschen, die sich in der gleichen Lage befinden und verstehen, wie es anderen Magersüchtigen geht. Gespräche mit anderen, unter Essstörungen leidenden Personen, entlasten! Sie kennen die Ängste und die inneren Konflikte sehr gut und werden niemals über andere Betroffene urteilen oder deren Verhalten ungerecht beurteilen.
Foren und Chats für Menschen mit Essstörungen bieten einen geschützten Raum, in dem sich jeder Erkrankte öffnen kann. Gespräche mit anderen Betroffenen können Mut und Hoffnung machen, Fortschritte unterstützen und eventuelle Rückschläge auffangen. Wer sich über Erfahrungen, Schwierigkeiten und Strategien austauscht, dem bietet sich die großartige Möglichkeit, gemeinsam Wege zu finden, um mit der Situation umzugehen und einen Ausweg aus der Anorexie zu finden. Tipps von Gleichbetroffenen sind oft sinnvoller als theoretische Ratschläge.
Social Media und Essstörungen
Last but not least sollte der Einfluss der Soziale Medien auf die Entstehung von Essstörungen beachtet werden. Auf Instagram & Co wird oft eine fantastische – fast unwirkliche – Lebensart präsentiert. Hübsche Menschen an schönen Orten vermitteln unrealistische Schönheitsstandards. Es scheint, als könne man von den positiven Aspekten des Lebens ausschließlich mit dem perfekten Aussehen profitieren.
Der eigene Körper wird gern mit den als »perfekt« angesehenen Körpern von Bloggerinnen und Bloggern verglichen. Auf Personen, die sich in ihrer Haut eher unwohl fühlen, übt das nicht selten den Druck aus, diesen unwirklichen Schönheitsstandards entsprechen zu müssen. Um scheinbaren Idealen gerecht zu werden, werden nicht selten extreme und ungesunde Maßnahmen ergriffen.

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Praktisch, dass die sozialen Medien, nicht nur auf körperliche Attraktivität setzen, sondern die Nutzer gleichzeitig mit immer wieder neuen Diät- und Fitness-Trends versorgen. Nicht jeder dieser Trends ist automatisch ungesund und gefährlich, doch einige der Tipps für ein gutes Aussehen und einen wohlgeformten Körper können durchaus als extrem bewertet werden. Ungesunde und riskante Verhaltensweisen erscheinen verlockend. Exzessive Diäten – kombiniert mit übertriebenen Sport- und Fitnessprogrammen – versprechen, die angestrebten körperlichen Ideale mühelos in kürzester Zeit zu erreichen. Dass die Gesundheit dadurch gefährdet werden kann, wird nur selten (oder gar nicht) erwähnt.
Wichtig: Social Media verursacht selbstverständlich nicht zwangsläufig Magersucht. Dennoch erhöht es das Risiko von Essstörungen. Wichtig ist daher ein kritischer und bewusster Umgang mit den Posts in sozialen Medien. Hinter den allzu »perfekten« Körpern von Influencern steckt nämlich oft nur ein wirklich gutes Bildbearbeitungsprogramm.
Magersucht: Merkmale und Folgen
Magersucht zählt, wie auch die »Ess-Brech-Sucht« Bulimie, zu den Essstörungen. Sowohl Anorexie als auch Bulimie treten oft im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auf. Betroffen sind beide Geschlechter, bei Mädchen und jungen Frauen wird die Erkrankung jedoch deutlich häufiger diagnostiziert, als es bei Jungen und Männern der Fall ist. Magersüchtige leiden meist unter ihrem geringen Selbstwertgefühl. Sie geben sich daher große Mühe, stets die Kontrolle zu bewahren, und fallen nicht selten durch ihren übertriebenen Perfektionismus auf.
Zu den typischen Merkmalen, die Magersüchtige aufweisen, zählen unter anderem:
- eine stark eingeschränkte Nahrungsaufnahme,
- deutliches Untergewicht, bei dem der Body-Mass-Index oft weit unter 18,5 liegt,
- extreme und unkontrollierbare Angst davor, zuzunehmen,
- gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers,
- übermäßiger Bewegungsdrang (Sport, Fitnesstraining) als Maßnahme zur Gewichtskontrolle

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Magersucht kann gravierende Folgen haben:
Ein dauerhafter Nährstoffmangel schädigt den gesamten Organismus. Zu den häufigsten körperlichen Folgen zählen Kreislaufprobleme. Der Blutdruck ist oft sehr niedrig, es kommt zu Herzrhythmusstörungen. Auch das Austrocknen der Haut, brüchige Nägel und Haarausfall sind typische Anzeichen einer Magersucht. Betroffene, die noch sehr jung sind, können Wachstumsstörungen aufweisen. Während bei weiblichen Erkrankten oftmals die Menstruation ausbleibt, entwickeln sich bei männlichen Betroffenen Potenzstörungen.
Bleibt die Magersucht unbehandelt, kann es zu Nierenschäden, Knochenschwund und weiteren lebensbedrohlichen Krankheiten kommen. Bei den häufigsten psychischen Folgen der »Anorexia nervosa« handelt es sich um Depressionen und Angststörungen sowie um Zwangsgedanken, die sich vorwiegend um Nahrungsaufnahme und Gewicht drehen. Oft meiden die Betroffenen den Kontakt zu anderen Menschen, was zu sozialer Isolation führt.
Kann Magersucht behandelt werden?
Ja, Magersucht ist behandelbar. Je früher, desto besser. Größtenteils ist eine langfristige therapeutische Begleitung notwendig. Bewährt haben sich dabei Psychotherapie und Ernährungsberatung. Eine medizinische Betreuung zur Überwachung von Gewicht, Mangelerscheinungen und Herz- und Kreislauf ist angebracht. Ist das Gewicht sehr niedrig, kann ein Klinikaufenthalt erforderlich sein.