Gesundheit

Besserer Stoffwechsel: Wieviel abgenommen nach Gallen-OP?

Viele, die sich einer Gallenblasen-OP unterziehen, erleben eine Überraschung. Die Kilos purzeln oft schon in den ersten Wochen nach dem Eingriff. Doch was steckt dahinter? Ist der Gewichtsverlust harmlos oder Grund zur Sorge? Und was passiert im Körper, wenn ein Organ, das früher still im Hintergrund arbeitete, plötzlich fehlt? Dieser Artikel gibt Antworten, mit einem Blick darauf, wie sich der Körper nach der OP wirklich fühlt.

Warum die Gallenblase entfernt wird – und was nach der OP passiert

Die Gallenblase ist ein kleines, unauffälliges Organ unterhalb der Leber. Sie speichert Gallenflüssigkeit, die beim Essen in den Dünndarm abgegeben wird, um insbesondere Fette zu verdauen. Wenn sich Gallensteine bilden, Entzündungen auftreten oder chronische Beschwerden bestehen, wird das Organ oft entfernt. Die Operation gilt als Routineeingriff.

Nach der Entfernung verändert sich einiges. Die Leber produziert zwar weiterhin Galle, doch diese wird nun nicht mehr gesammelt, sondern fließt stetig in den Dünndarm, unabhängig davon, ob gerade gegessen wird oder nicht. Diese permanente Abgabe bedeutet für die Verdauung eine Umstellung, vor allem beim Umgang mit fetthaltiger Nahrung. Viele Betroffene berichten nach der OP von Völlegefühl, Blähungen oder ungewohnt weichem Stuhl.

Warum der Körper Gewicht verliert

gewichtsverlust nach gallenblasen op
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Direkt nach der OP spielt meist der Appetit eine Rolle. Viele haben in den ersten Tagen einfach weniger Hunger, fühlen sich schlapp oder sind durch die Operation noch nicht vollständig belastbar. Doch der Gewichtsverlust geht oft darüber hinaus. Ein Hauptgrund ist die veränderte Fettverdauung. Weil die Galle nicht mehr gebündelt bei fettreichen Mahlzeiten ausgeschüttet wird, kommt es häufiger vor, dass Fette nicht vollständig verdaut und stattdessen ausgeschieden werden. Das bedeutet, dass ein Teil der aufgenommenen Kalorien den Körper ungenutzt verlässt.

Hinzu kommt, dass viele von sich aus ihre Ernährung umstellen und weniger Fett, kleinere Portionen und leichtere Gerichte zu sich nehmen. Aus Angst vor Beschwerden verzichten manche ganz auf bestimmte Speisen. All das reduziert automatisch die tägliche Kalorienzufuhr. Einige Menschen berichten außerdem, dass ihnen Speisen, die früher kein Problem waren, plötzlich schwer im Magen liegen. Diese neue Empfindlichkeit sorgt dafür, dass der Speiseplan unbewusst angepasst wird, oft in Richtung weniger, leichter und zurückhaltender.

Was sich im Stoffwechsel verändert

Stoffwechsel
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Auch wenn die Gallenblase kein zentrales Stoffwechselorgan ist, spürt man ihre Entfernung doch deutlich. Denn durch die gestörte Fettaufnahme gelangen wichtige Bausteine der Ernährung nicht mehr im gewohnten Maße in den Körper. Das betrifft vor allem die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Sie sind für Immunabwehr, Knochenstoffwechsel und Zellschutz unverzichtbar.

Zudem reagiert der Körper bei reduzierter Fettaufnahme, indem er seine Energie stärker aus Kohlenhydraten und Proteinen bezieht. Dadurch verändert sich das Gleichgewicht der Nährstoffverwertung. Bei manchen sinkt dadurch der Grundumsatz, der Körper spart Energie, was sich später sogar in einer überraschenden Gewichtszunahme äußern kann, sobald wieder normal gegessen wird. Auch die Darmflora, also das Mikrobiom, kann nach der OP aus dem Gleichgewicht geraten. Die Darmbakterien sind an die bisherigen Abläufe gewöhnt und reagieren sensibel auf Änderungen. Verdauungsprobleme, Unwohlsein und Veränderungen im Stuhl sind mögliche Hinweise darauf, dass sich das Mikrobiom neu sortieren muss.

Wann der Gewichtsverlust nach einer Gallen-OP ein Warnzeichen ist

frau bei nachuntersuchung
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Ein paar Kilo weniger sind nach der OP kein Grund zur Beunruhigung. Vor allem dann nicht, wenn das Wohlbefinden dabei steigt. Kritisch wird es, wenn der Gewichtsverlust deutlich ausfällt oder über längere Zeit anhält. Auch Symptome wie ständiger Durchfall, Mangelerscheinungen oder starke Erschöpfung sollten ernst genommen werden. In solchen Fällen ist es ratsam, ärztlich abklären zu lassen, ob die Nährstoffaufnahme noch ausreichend funktioniert. Oft hilft ein Ernährungstagebuch, um Schwachstellen zu erkennen. In Einzelfällen kann auch die Gabe von Verdauungsenzymen oder Gallensäurepräparaten sinnvoll sein.

Wie der Körper unterstützt werden kann – ohne Verzicht und Frust

Mit ein wenig Geduld und Achtsamkeit kann sich der Körper sehr gut an das Leben ohne Gallenblase gewöhnen. Dabei helfen einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen, die sich gut in den Alltag integrieren lassen:

  • Fett ja, aber in Maßen und in guter Qualität: Pflanzliche Öle, Avocado oder ein paar Nüsse sind besser verträglich als frittierte oder fettreiche Speisen.
  • Kleinere Portionen, dafür regelmäßiger essen: Das entlastet die Verdauung und hilft dem Körper, mit kleinen Mengen Fett besser zurechtzukommen.
  • Langsam wieder herantasten: Neue oder früher problematische Lebensmittel besser einzeln ausprobieren, statt alles auf einmal zu testen.

Zusätzlich unterstützt Bewegung den Stoffwechsel und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Wer sich regelmäßig an der frischen Luft bewegt oder leichtes Training in den Alltag einbaut, hilft seinem Körper, wieder in Balance zu kommen. Auch ausreichend Trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Tees, erleichtert die Verdauung.

Weniger Galle, weniger Gewicht – aber mehr Bewusstsein für sich selbst

Ein Gewichtsverlust nach einer Gallenblasenentfernung ist keine Seltenheit und in vielen Fällen eine normale Reaktion auf die körperliche Umstellung. Entscheidend ist, wie man darauf reagiert. Mit Achtsamkeit, guter Ernährung und Geduld lässt sich die neue Situation nicht nur meistern, sondern auch als Anstoß für einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Körper nutzen.