Das unangenehme Gefühl eines bitteren Geschmacks im Mund kennen viele Menschen. Meist sind die Gründe harmlos und schnell zu identifizieren, etwa bestimmte Lebensmittel, eine Erkältungskrankheit oder vernachlässigte Mundhygiene. Doch wenn Betroffene diesen bitteren Geschmack gehäuft wahrnehmen, kann dies ein Hinweis auf eine ernsthaftere Ursache sein.
Im Kontext der Ursachenforschung für die störende Geschmackswahrnehmung wird die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gelegentlich als potenzieller Verursacher genannt. Aber kann dieses Organ, das eine zentrale Rolle bei der Verdauung und im Stoffwechsel spielt, tatsächlich entsprechende Symptome im Mund verursachen? Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Verbindungen zwischen der Bauchspeicheldrüse und einer veränderten Geschmackswahrnehmung und erklärt außerdem, in welchen Fällen es sinnvoll ist, einen Arzt aufzusuchen.
Die Bauchspeicheldrüse: Funktionen und typische Beschwerden

Jo Panuwat D/shutterstock.com
Die hinter dem Magen gelegene und bei Erwachsenen etwa 15 Zentimeter lange Bauchspeicheldrüse erfüllt zwei Hauptfunktionen:
- Das Organ produziert Verdauungsenzyme, die die Nahrung im Dünndarm aufspalten. Fachleute bezeichnen dies als die exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse.
- Die endokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse besteht in der Produktion der Hormone Glukagon und Insulin, die den Blutzuckerspiegel regulieren.
Zu den häufigsten Erkrankungen des Organs zählen die akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), die exokrine Pankreasinsuffizienz sowie der wegen seiner geringen Heilungschancen gefürchtete Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Zu den Symptomen dieser Krankheiten gehören Bauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall und Fettstühle sowie ungewollter Gewichtsverlust. Ferner sind chronische Übelkeit und Erbrechen zu nennen. Auf eine Störung der endokrinen Funktion weist zudem neu auftretender Diabetes hin. Ein bitterer Geschmack im Mund gehört nicht zu den sogenannten Leitsymptomen, die direkt auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse hinweisen.
Mögliche Zusammenhänge zwischen bitterem Geschmack im Mund und der Bauchspeicheldrüse

Nicoleta Ionescu/shutterstock.com
Wenngleich Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse nicht als direkte Ursache eines bitteren Geschmacks im Mund anzusehen sind, bestehen gelegentlich indirekte Verbindungen. Zu nennen sind insbesondere die folgenden Fallkonstellationen:
- Erkrankungen im Pankreaskopf können den Gallengang blockieren, wodurch es zu einem Rückstau von Galle kommt. Dies kann die Leberfunktionen beeinträchtigen und unter anderem die Symptome einer Gelbsucht verursachen. Erkrankungen der Gallenwege und der Leber gehen häufig mit Geschmacksstörungen einher: Patienten berichten diesbezüglich oft von einem bitteren oder metallischen Geschmack im Mund.
- Bei unzureichender Enzymproduktion im Sinne einer klinisch relevanten exokrinen Pankreasinsuffizienz verdaut der Körper die aufgenommene Nahrung unvollständig. Dadurch kommt es zu Verdauungsbeschwerden, die die Darmflora beeinträchtigen können. Die daraus resultierenden Stoffwechselveränderungen können im Einzelfall eine veränderte Geschmackswahrnehmung verursachen. Die unzureichende Enzymproduktion kann systemische Effekte herbeiführen, die das Mundgefühl verändern.
- Bei verschiedenen Erkrankungen, an denen auch die Bauchspeicheldrüse beteiligt sein kann, kommt es zu einem Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Reflux). Dadurch kann ein saurer oder bitterer Geschmack im Mund entstehen.
- Chronische Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse können die sogenannten Inselzellen schädigen. Diese Zellen produzieren das Hormon Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Sind die Inselzellen erheblich geschädigt, entsteht Diabetes. Diese systemische Krankheit verursacht neben diversen anderen und oft schwerwiegenden Symptomen auch Geschmacksveränderungen, die Fachleute als „Dysgeusie“ bezeichnen.
- Schwere oder fortgeschrittene Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse schwächen den gesamten Körper. Symptome wie Dehydration, Mangelernährung oder Veränderungen des Stoffwechsels bei einer gravierenden chronischen Krankheit können zu unspezifischen Beschwerden wie Mundtrockenheit oder einer veränderten Geschmackswahrnehmung führen.
- Patienten mit Pankreaserkrankungen erhalten üblicherweise eine Reihe von Medikamenten, die sie oftmals dauerhaft einnehmen müssen. Einige der Wirkstoffe können einen bitteren Geschmack im Mund als Nebenwirkung verursachen.
Wann ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen?

antoniodiaz/shutterstock.com
Viele Menschen fürchten sich vor Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, da sich diese oftmals chronifizieren, eine schlechte Prognose aufweisen (insbesondere beim Pankreaskarzinom) und häufig, wie bei Diabetes mellitus, erhebliche Einschränkungen im Alltag mit sich bringen. Ein bitterer Geschmack im Mund weist selten auf eine schwerwiegende Grunderkrankung hin. Betroffene sollten ärztlichen Rat einholen, wenn die veränderte Geschmackswahrnehmung anhaltend ist und die Lebensqualität negativ beeinflusst. Der Gang zum Arzt ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn neben dem bitteren Geschmack im Mund die folgenden Symptome auftreten:
- anhaltende und/oder starke Bauchschmerzen
- ungewollter Gewichtsverlust, für den keine Ursache erkennbar ist
- Fettstühle und/oder chronischer Durchfall
- gelbliche Färbung der Augen und/oder der Haut (Symptome einer Gelbsucht)
- häufiges Erbrechen und anhaltende Übelkeit
- häufige Müdigkeit, für die keine Ursache erkennbar ist
Ein Arzt klärt die Ursachen der Symptome systematisch ab: Dazu nutzt er unter anderem bildgebende Verfahren, die keine Eingriffe in den Körper erfordern, etwa Ultraschall und Computertomografie. Ebenso eignen sich Bluttests auf Entzündungswerte sowie Leber- und Pankreasenzyme, um Erkrankungen des Organs zu diagnostizieren.
Fazit: Die Bauchspeicheldrüse ist selten für bitteren Geschmack im Mund verantwortlich
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind oft chronisch und/oder schwerwiegend und deshalb gefürchtet. Die Ursache für einen bitteren Geschmack im Mund ist das lebenswichtige Organ allerdings nur selten: Wesentlich häufiger geht eine veränderte Geschmackswahrnehmung auf eine vernachlässigte Mundhygiene, einen Infekt oder die Ernährungsgewohnheiten zurück. Einige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse können jedoch indirekt einen bitteren Geschmack im Mund verursachen. Ärztlicher Rat sollte daher insbesondere dann eingeholt werden, wenn die Geschmackswahrnehmung mit anderen Symptomen wie anhaltenden Bauchschmerzen oder Durchfall einhergeht.